Unsere Koordinaten
N 52°14.663' – O 14°03.857
 

Rund Fünen 2004

Eine Übersicht

Am 17. September machten wir uns auf, die Insel Fünen (Dänemark) zu umrunden. Teilnehmer waren Detlef Baganz, Jan Truxa, Axel Poppner, Olaf Schwerdt, Wolfgang Schröder und ich, Robert Lehr. Da wir uns auf der Reise nicht langweilen wollten, haben wir uns eine X-Yacht 412 gechartert. Mit diesem "Rennpferd" wollten wir die Insel Fünen, entgegen der üblichen Richtung, beginnend auf der Ostseite nach Norden segelnd, umrunden. Die anfänglich südlichen Winde unterstützten diese Entscheidung.

Das Tagebuch

Am Freitag den 17. reisten wir in Burgtiefe an, übernahmen das Schiff und richteten uns ein. Beim Verstauen des Proviants und der Getränke, sowie beim Überprüfen der Takelage und der Technik des Schiffes machten wir uns mit unserem zu Hause auf Zeit vertraut. Zum Abend gab es ein sehr schmackhaftes Pilzgulasch, zubereitet von Detlef.

Samstag in der Frühe um 6 Uhr aufstehen und sofort ablegen - bei Sonnenaufgang auf See und 85 sm vor uns! Nach dem Segelsetzen gab es erstmal ein kräftiges Frühstück. Wind von Süd und gute 5 Bft. machten uns zuversichtlich, unser Ziel Kerteminde zu erreichen. Nachdem wir den Fehmarnbelt passiert hatten und mit nördlichem Kurs segelten, wurde unser Segelmeister Olaf unruhig, denn seine Gedanken waren bei dem 135 m² Gennaker, der noch gut verstaut unter Deck lag. So ein riesiges Segel zu beherrschen war eine neue Herausforderung für uns. Also packten wir es aus und an. Nach dem Setzen segelten wir mit einer berauschenden Geschwindigkeit von bis zu 10 kn.

  

Wenige Meilen vor der Große Belt- Brücke wurden wir dann abrupt aus unserem Geschwindigkeitsrausch herausgerissen. Der Wind hatte noch mehr aufgefrischt, die Welle wurde höher und es wurde immer schwieriger, den Kurs zu halten. Bevor wir das Segel bergen konnten, belehrte uns der Wind, das Schiff lief aus dem Ruder und nur die schnelle Reaktion und der mutige Einsatz von Olaf rette den Gennaker vor Beschädigung. Detlef, der auf der Leeseite im Heckkorb saß, wurde bei diesem Manöver vollkommen unter Wasser getaucht und hat dabei seine Taufe erhalten. Bis zu unserem Zielhafen Kerteminde hatten wir eine rasante aber ruhige Fahrt. Ein Landgang mit Abendessen und anschließendem Kartenspiel im Salon ließ den schönen Tag ausklingen.

Der Sonntagmorgen zeigte sich von seiner schönsten Seite, Sonnenschein und Wind aus SW und 5 Bft. ließen uns einen schönen Segeltag erwarten. Erst einmal ein kräftiges Frühstück. Von den vom Fischfang heimkehrenden Fischern kauften wir fürs Abendbrot 6 Schollen, die dort sehr preiswert sind. Unser Tagesziel hieß Middelfart im NW von Fünen.

  

Während der ersten 10 sm hatten wir durch die Landabdeckung kaum Welle und dadurch eine sehr ruhige Fahrt mit Fock und Großsegel. An der Nordseite von Fünen mussten wir in Richtung Westen kreuzen. Der Wind wehte stetig aus SW und durch die langen Schläge kamen wir gut voran. In dieselbe Richtung segelte noch eine X442, sie gab uns den richtigen Ansporn als erster im Hafen zu sein. So fuhren wir einen guten Vorsprung heraus. Im Laufe des Tages haben wir mehrmals das Großsegel ein- und ausgerefft. Gegen 18 Uhr waren wir in Middelfart und versuchten im Stadthafen einen Liegeplatz zu bekommen. Wegen Platzmangel sind wir dann in den 6 sm entfernten Yachthafen gewechselt, in dem wir einen sicheren Liegeplatz fanden. Zum Abendessen wurden die leckeren Schollen gebraten und Detlef servierte als Vorspeise eine saure Kartoffelsuppe, die uns gut mundete.

Der Wind frischte immer mehr auf und der Wetterbericht sagte uns für den nächsten Tag Starkwind mit Windböen bis zu 9 Bft. vorher. Unsere Hoffnung war, dass der Wind auf westliche Richtung dreht.

  

Der Montagmorgen begrüßte uns mit dem vorausgesagten Wetter, nur dass der Wind nicht auf West gedreht hatte. Nach dem Frühstück stellten wir uns der Herausforderung. Unser Tagesziel war Faaborg an der SW- Küste von Fünen. Nachdem wir den schützenden Hafen verlassen hatten, empfingen uns die See mit 2 m hohen Wellen und eine steife Brise von Süd mit Windböen bis zu 9 Bft, in der Spitze waren es 47 kn Wind. Das Kreuzen unter 2-fach gerefftem Groß ohne Fock brachte uns nur langsam vorwärts. Die Naturgewalten wollten es uns nicht leicht machen, Wind und Strom kamen aus der für uns ungünstigen Richtung. Wir arbeiteten uns bis zur Insel Brandsö vor und rundeten sie auf der Westseite, dadurch hatten wir eine Zeitlang Landschutz und somit eine Verschnaufpause zum Erledigen der Bedürfnisse, bis es wieder turbulent wurde. In rasanter Fahrt steuerten wir das enge Fahrwasser westlich von Baagö an, um in den Kleinen Belt zu gelangen. Dieser empfing uns mit noch höheren Wellen, einer ruppigen See und Wind immer noch aus Süd mit Sturmböen. An dieser Stelle entschieden wir, für heute genug Wasser und Wind ins Gesicht bekommen zu haben. Ca. 5 sm westlich lag der Hafen von Assens und lockte mit einem ruhigen Liegeplatz. Also Kurswechsel und eine knappe Stunde später lagen wir fest vertäut im Yachthafen. Ein Stadtbummel und ein gutes Abendessen in einem netten Restaurant brachte die Erholung von dem anstrengenden Tag.

Dienstag, der 4. Tag unserer Reise brachte endlich den erwarteten westlichen Wind, der aber weiterhin mit bis zu 8 Bft blies. Laut Wetterbericht waren für heute und morgen schwere Schauerböen angesagt. Bei herrlichem Sonnenschein und halbem Wind segelten wir nur mit der Fock in Richtung Aerö, unser Ziel: Mittagessen in Söby. Wir machten gute Fahrt, bei entspanntem Segeln im Wellengang von ca. 2m hatten wir keine Schwierigkeiten unser Ziel zu erreichen. Ein Snack und ein Einkauf in der berühmten Kerzenfabrik der Insel und es hieß wieder Leinen los und den nächsten Hafen ansteuern. Aerösköbing, die Perle der Dänischen Südsee sollte es sein. Unsere Vorstellung war bei wenig Welle und Windabdeckung den kurzen Schlag zu segeln. Die Abdeckung entsprach aber nicht den Erwartungen. So gab es kaum einen Unterschied zum segeln am Vormittag. Wir liefen rechtzeitig am Nachmittag ein, um noch bei Tageslicht einen Stadtbummel zu machen. An diesem Abend wurde an Bord gekocht. Wolfgang servierte seinen berühmten Labskaus, der wieder lecker war und mit einer Runde Lügenmäx ließen wir den Abend ausklingen.

  

Am Mittwoch, dem 5. Reisetag haben wir unser Ziel auf Svendborg und Marstal gesetzt. Das hieß einmal die Insel Tasinge, die im Süden von Fünen liegt, umrunden. Das Wetter verwöhnte uns mit Sonnenschein und 6 bis 7 Bft. aus sehr günstigen westlichen Richtungen.

Auch für heute waren wieder westliche Winde um 7 später 8 Bft. angesagt. Im Svendborgsund, unter der Brücke, war die Strömung so stark, dass die rote Fahrwassertonne östlich der Brücke vollkommen unter Wasser gedrückt wurde und nicht zu sehen war. Wie durch ein Wunder tauchte sie, als wir querab waren, zur Begrüßung bis zur Hälfte auf, um sofort wieder abzutauchen. In Svendborg gibt es einen guten Fischhändler direkt an Anleger, bei dem wir uns mit einem reichlichen Sortiment für unser Mittagessen eindeckten. Nach dem ausgiebigen Schlemmen in der Plicht und nach Hilfeleistung beim Verholen eines anderen Seglers, hieß es Leinen los. Durch den zauberhaften Svendborgsund an Troense ( Insel Tasinge ) und Rudköbing ( Insel Langeland) vorbei in Richtung unseres Tageszielhafens Marstal auf Aerö. Jan war an diesem Tag als Schiffsführer eingesetzt und hat die Aufgabe, das Schiff durch die schwierigen Gewässer der Dänischen Südsee zu führen, hervorragend gemeistert. Nachdem wir an einem guten Liegeplatz in Stadthafen festgemacht hatten, beschlossen wir, da es der letzte Hafen vor dem Ausgangshafen war, noch einmal die Dänische Küche in einer der zahlreichen Gaststätten zu probieren. Allerdings wurde es schwieriger als gedacht ein entsprechendes Haus zu finden. Ende September sind in dieser Gegend fast alle Gaststätten schon im Winterschlaf. Die eine, die uns noch ein ausreichendes und wohlschmeckendes Schollengericht servieren konnte, machte nach dem wir gegangen waren, auch dann bis Mitte Mai Winterruhe. Nur der Wirt nicht, er geht seinen Lebensunterhalt bis dahin in Deutschland als Landschaftsgärtner verdienen.

  

Donnerstag, der 6. und letzte Segeltag. Olaf übernahm als Tagesskipper die Führung des Schiffes und legte den letzten Kurs Richtung Burgtiefe auf Fehmarn fest. Der Wind blies mit 5 bis 6 Bft. aus westlicher Richtung, dazu hatten wir herrlichen Sonnenschein. Und wieder waren alle Bedingungen für einen schönen Segeltag gegeben. In rasanter Fahrt näherten wir uns unserem Ziel. Dafür nutzten wir die Fock und das einfach gereffte Großsegel. Endlich wieder 2 Segel gesetzt, so kommt das ganze Geschwindigkeitspotential unserer gecharterten X-Yacht zur Geltung. Gegen 15 Uhr unterquerten wir die Fehmarnbeltbrücke und waren unserem Endhafen zum Greifen nahe. Allerdings bedeutete es auch das Ende der Reise. So drehten wir kurz entschlossen ab und segelten an Großenbrode vorbei, etwa 6 sm nach Süden. Aber wir mussten dann doch zurück. Das Einlaufen in den Hafen von Burgtiefe ist wegen der vielen Flachs und dem engem Fahrwasser sicherer bei Tageslicht. Olaf führte das Schiff sicher an den Untiefen vorbei. Nach einem Tankstopp an der Bunkerstation steuerte er uns in die Box zum letzten Festmachen. Den Abend ließen wir mit einem leckeren Essen und gemütlichen Zusammensein ausklingen.

Am Freitag hatten wir dann mit dem Abrüsten und der Übergabe des Schiffes zu tun. Die Rückgabe des Schiffes machte keine Probleme. Das Verhältnis zum Vercharterer war sehr angenehm und entspannt.

Trotz des teilweise schweren Wetters und dank der erfahrenen Besatzung war es ein sehr schöner Segeltörn, der allen viel Freude gemacht hat. Wenn es schwierige Aufgaben zu lösen gilt, lernt man Situationen zu meistern und bereichert seinen Erfahrungsschatz für kommende Aufgaben.

Die Bilder

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